Auf den Spuren der Wächter – einen Großteil dieser Wächterfiguren entwickelte ich im Jahr 2008 an der andamanischen Küste Thailands aus Tonsedimenten eines Flussdeltas. Es begann mit dem Wächter der Zufriedenheit, um meinen Seelenzustand einen plastischen Ausdruck zu verleihen.

Das Material und die Inspiration wurden durch den Fluss der Hände in Einklang gebracht und es entwickelte sich eine Serie in sich ruhender Wesen mit einer schimmernd, glatten Oberfläche, die zum Streicheln einlädt. Sie entstanden wie von selbst, durch die Lust das Unsichtbare sichtbar zu machen und den Reiz des Unfassbaren. Sie personifizieren viele Dinge, die mir am Herzen liegen: Mitgefühl, Gesundheit, Gelassenheit, Kraft, Zufriedenheit, Glück u.a.

Meine wichtigsten Inspirationsquellen sind dabei die Wasserspeier am Naumburger Dom, sowie die Auseinandersetzung mit anderen Kulturen und deren Fetischen, die mir auf meinen Reisen begegneten. Fast 30 Jahre hatte ich in Naumburg Gelegenheit den Wasserspeiern am Dom näher zu kommen und deren Bedeutung zu erspüren.

Trotz des Ursprungs der Idee ist klar, dass diese Arbeiten weder europäische Wasserspeier noch asiatische Tempelwächter widerspiegeln, sie besitzen ihre ganz eigene Identität. Wohl wie Goethe im Faust II die Geschehnisse der Walpurgisnacht schildert:

„Haben wirklich Platz genommen,
wissen nicht wie es geschah.
Fraget nicht woher sie kommen,
den wir sind nun einmal da.“

Goethe, Faust II, 2. Akt

Treffender kann die Ankunft der Wächterfiguren kaum beschrieben werden. Sie sind als Vergegenständlichung der göttlichen Macht zu verstehen, die durch meinen Geist und den Fluss meiner Hände in eigenständige plastische Werke transformiert wurden. Sie sind sowohl als glücksbringender Talisman zu verstehen, wie auch als Feinde abwehrendes Amulett. Ihre Magie soll die Angst vor Dämonen durch ihre liebliche Art zerstreuen.